Dr. Rolf D. Eckenroth

 

Einführung von Dr. Eckenroth anläßlich der Eröffnung der Fotoausstellung von Peter Jäschke “Mensch bleibt Mensch”

am 29. April 2004 im Bremer Presse Club

 

Wer den Bereich der Schlachte in den 90er Jahren erlebt hat, erinnert sich  sicherlich an die unschönen Zustände in diesem Innenstadtbereich  Bremens.

Die Gegend war eine Art Hinterhof der dort ansässigen Büros und von Interesse waren eigentlich nur die wenigen Parkplätze, zu denen  allerdings viel zu viele Autos strebten.

Die Stadtplaner der 70er und 80er Jahre hatten das Schlachtestück der Weser offenkundig als eine Art Abwasserkanal betrachtet, der kein Fall für  Architekten sondern für Tiefbauingenieure sein sollte und die Teerhofbebauung hatte das Ganze visuell noch weiter belastet, weil die  Bauten dort durch ihren unglücklichen Standort direkt am Wasser und die  überdimensionierte Gebäude die Weser noch zusätzlich verdunkelten.

Um das Maß voll zu machen, hatte irgendein genialer Planer durchgesetzt,  dass für die neuen Gebäude dunkelbrauner Fassadenstein verwendet wurde.

Also befiel einem an der Schlachte ein fast körperliches Unwohlsein, wenn man dort vorbei musste.

Die Situation nach dem Umbau sieht in mancher Hinsicht besser aus und mit  diesen positiven Folgen beschäftigt sich Peter Jäschkes Fotoprojekt.

Seine Kamera registriert, dass jetzt mehr Raum und mehr Ruhe vorhanden ist.

Die Bilder zeigen die Schlachte als schöne Allee von Bäumen, als Ort, an dem sich die Zeit entschleunigt.

Selbst ein Fahrrad ist dort zu schnell: Peter Jäschkes Radfahrer schiebt sein Rad.

Jäschkes Fotos zeigen die Entspannung der Schlachtebesucher in verschiedensten Variationen:

Allein, gemeinsam, im Liegen, Sitzen, Stehen, mit geschlossenen Augen, ausgezogenen Schuhen.

Diese Ruhe scheint Voraussetzung zu sein, dass die Menschen wieder zu sich und zu einander finden.

Sie reden miteinander, sie küssen sich, sie fotografieren sich gegenseitig, sie berühren sich zärtlich...

Die neue Ruhe und die Würdigung der Individualität der Menschen findet in  Jäschkes Bildern einen visuellen Ausdruck: Die Körper der Menschen werfen lange Schatten.

Es scheint auch generell eine andere Stimmung an der Schlachte zu  entstehen. Jäschke zeigt Fotos voller Dunst, die mehr noch als  Grautonwerte Gefühle zeigen. Die harten Konturen der Stadt verschwinden irgendwo im Zauberhaften.

An die frühere Hektik erinnert nur ein einziges Bild, auf dem im  Hintergrund ein Motorboot vorbeirast: Manche können es halt nicht  lassen....

Eine neue Leichtigkeit entfaltet sich in Jäschkes Schlachtefotos: Der  Straßenclown findet seine erheiterten Zuschauer, der südländische  Mitmensch schenkt kubanischen Rum ein und ein Hauch von Internationalität kommt auf.

Die freundlichen, warmen Bilder von Peter Jäschkes Schlachtebesuchern sind ein Gegenentwurf zu dem, was sonst das menschliche Verhalten in unserem  kalten Großstadtleben prägt.

Seine Fotos zeigen uns: Es geht auch anders !

Peter Jäschke Delmenhorst

Fine-Art Fotografie