LA GRANDE MOTTE: "VISIONEN MIT LICHT UND SCHATTEN"

 

Die hier gezeigten Fotografien sind eine Hommage an den französischen Architekten Jean Balladur. Dessen humanistisches Weltbild spiegelt sich in dem visionären Gesamtkonzept dieser Stadt wieder. Der Entwurf ist so ausgerichtet, dass vielen Menschen ein Urlaub an den sonnigen Badestränden des Mittelmeers ermöglicht werden kann und anders als an den Küsten Spaniens eine eintönige Bauweise vermieden wird. Gleichzeitig wurde Wert darauf gelegt die Natur so wenig wie möglich zu belasten.

Jean Balladur war erst 40 Jahre alt, als er den Auftrag erhielt, ein Konzept für eine vollständig neue Stadt zu entwerfen. Er empfand diese Aufgabe als Chance seines Lebens und als Erfüllung des Traums eines jeden Architekten. Gleichwohl sah er die Herausforderung und wusste um die Schwierigkeiten, neue Wege bei der damals bestehenden politischen und wirtschaftlichen Interessenlage zu gehen.

 

Seine Philosophie: "Der Beton hat weder die Wärme des Holzes noch die Vielfalt der Farben von Ziegeln oder Steinen ..., aber der Architekt kann mit ihm frei die Form gestalten, die er sich wünscht. Und diese Form verleiht dem Beton seine Erhabenheit".

Als Jean Balladur diesen Satz prägte, beschäftigte er sich noch vorwiegend mit der Erforschung von Baumaterialien. Sein Biograf beschreibt ihn als einen Humanisten, der Dichter oder Musiker werden wollte. Als Jean Balladur sich schließlich der Architektur zuwandte, begriff er diesen Beruf als die Kunst, mit vergleichsweise einfachen Mitteln, anspruchsvollen Wohn- und Lebensraum für die Masse der Menschen zu schaffen.

Inspiriert von einer Mexiko-Reise entschied sich Jean Balladur, die zentralen Bauwerke der Stadt in Form von Pyramiden anzulegen, die eine symbolische und geometrische Umsetzung der umliegenden bergigen Gegend darstellen. Geleitet vom mystischen Bild der Gärten Babylons, sollten die Gebäude terrassenförmig angelegt werden und einen Sonnen- und Windschutz erhalten, wie sie die italienischen Architekten der Renaissance bevorzugten.Die Formensprache dieses Architekturkünstlers hält seine in Beton modellierten Emotionen fest und lässt eine ungewöhnliche Liebe zum Detail erkennen.

Die Fotografien aus La Grande Motte offenbaren die Vielfalt der architektonischen Kunst von Jean Balladur. Sie ermöglichen Wahrnehmungen, die sich erst durch die Wahl der Perspektive, des Standpunktes und des Lichtes erschließen. Den Lichtverläufen in den Bildern kommt dabei die entscheidende Bedeutung zu, weil nur sie die gewünschten Objekterweiterungen erzeugen, die neue Dimensionen der architektonischen Formensprache sichtbar machen. Auch die Architekturfotografie ist immer von dem „entscheidenden Moment“ geprägt, auch wenn das Objekt ein statisches ist.

La Grande Motte war in den 60iger Jahren des vorherigen Jahrhunderts das Pilotprojekt der französischen Politik zur touristischen Erschließung des Languedoc-Roussillon. Das Konzept sah vor, an einem etwa 200 km langen Küstenstreifen von der Camargue bis zu den Pyrenäen insgesamt 5 Touristenzentren entstehen zu lassen. Eine unkontrollierte Zersiedelung der Landschaft, wie an den Küsten Spaniens, sollte vermieden werden.

Das Projekt sollte sich harmonisch in die Landschaft einfügen, von der einheimischen Bevölkerung akzeptiert werden und die Investoren überzeugen. Das Gebiet, das von der Pariser Zentralregierung zur Umsetzung des Projektes angekauft wurde, lag in der weiten Bucht von La Grande Motte am Rande der L’Espiguette. Die Landschaft, zwischen dem Meer und den Cevennen gelegen, ist noch heute geprägt von salzverkrusteter Erde, sumpfigen Gewässern, einer mageren Vegetation und endlos erscheinenden Sanddünen.

Der Text ist dem Buch “LA GRANDE MOTTE - L’ARCHITECTURE EN FETE OU LA NAISSANCE D’UNE VILLEE” entnommen.

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Einführung Dr. Rolf Eckenroth

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Peter Jäschke Delmenhorst

Fine-Art Fotografie